Verbotene Versammlung entdeckt

Wiedertäufer treffen sich im Untergrund

Steinsfurt, 2.3.1661. Auf Grund anonymer Hinweise ent-deckte der kurpfälzische Stiftsschaffner von Sinsheim im Haus der Witwe des Hans Menthen eine Versammlung der sogenannten Wiedertäufer. 53 Manns- und Weibsper-sonen aus Rohrbach, Reihen, Ittlingen, Streichenberg, Immelhausen, Weiler, Dühren und Steinsfurt  hatten sich im Keller zu einem nicht erlaubten Gottesdienst zusam-men gefunden. Die Personalien der Anwesenden wurden festgehalten. Sie wurden nach ihrer Religion und sonsti-gen Umständen befragt. Der Stiftsschaffner leitete ein Verfahren gegen sie ein. Vom Amt Mosbach wurde schließlich auf Anordung aus Heidelberg eine Strafe von 100 Reichstalern ausgesprochen.

Kurpfälzische Neueste Nachrichten

So hätte eine Zeitungsmeldung damals lauten können. Nach dem 30jährigen Krieg kommen Täufer erneut in den Kraichgau. Es sind Flüchtlinge aus der Schweiz. Dort werden sie immer noch diskriminiert und verfolgt.

Nach dem Krieg suchen die Landesherren Siedler zum Wiederaufbau. Schon Januar 1650 erlassen die Freiherren von Venningen die erste „Niederlassungsbewilligung“. In der Kurpfalz gibt es noch Probleme. Doch 3 Jahre nach dem Steinsfurter Ereignis erlässt Kurfürst Karl Ludwig seine „Mennistenkonzession“, die begrenzte Toleranz ge-währt. Um die nach Reichsrecht immer noch drohende Todesstrafe zu umgehen, werden die Täufer nun nach dem niederländischen Täuferführer Menno Simons „Mennisten“ genannt. Sie dürfen sich ansiedeln und ihren Glauben leben, wenn auch Sondersteuern und zahlreiche Einschränkungen drücken. Bis heute leben mennonitische Christen im Kraichgau und versammeln sich in 3 Ge-meinden.

Am 350. Jahrestag soll des für die Entwicklung religiö-ser Toleranz und bürgerlicher Freiheit wichtigen Datums gedacht werden. Im Sommer wird eine Ausstellung im Museum Lerchennest eröffnet. Weitere Veranstaltungen  sollen  an die Versammlung und ihre Folgen bis heute erinnern.